29.09.2005

Verflucht die Nacht, in der ich hörte


Bohren und der Club of Gore: Black Earth

Laufzeit: 71:01, Wonder / Schacht Musik Verlage, 2002.


Nach dem atmosphärischen Meisterwerk "Sunset Mission" (2000) stellt "Midnight Black Earth" (2002) das sechste Werk der Musiker aus Mülheim/Ruhr dar, die ihre Musik selber als "an unholy ambient mixture of slow jazz ballads, BLACK SABBATH doom and down tuned AUTOPSY" bezeichnen (weitere Informationen unter www.bohrenundderclubofgore.de ).

Vor dem Einlegen der CD sei es empfohlen, alles abzudunkeln, einige Kerzen anzuzünden, einen guten Rotwein zu öffnen, die Augen zu schließen und dann die Wiedergabe-Taste zu betätigen...
Und bereit zu sein für eine verträumt-nachdenkliche Reise durch das Dunkel der Nacht.

Schon die ersten sehnsüchtigen Klänge des Eröffungstitels geben die klangliche Richtung vor, in die das intensive, und dennoch sanft und zerbrechlich tönende Saxophon den Hörer weiterführen wird. Stetig fließend bohrt sich der instrumentale Klangteppich der vier Musiker in das Gehirn des Zuhörers, gestützt durch das langsam, aber bestimmt den Takt vorgebende Schlagzeug. Jetzt sollte es draußen langsam anfangen zu regnen...

Der fast schon rituell anmutende dritte Titel fängt mit hoffnungsvollen Klavierklängen die Dunkelheit der Töne etwas auf, ist aber durch die Kraft der Finsternis zum Scheitern verurteilt; spätestens wenn das melancholische Saxophon die Gedanken wieder zum gnadenlosen Umhertreiben einlädt.

Verträumt ist diese Musik, aber die Träume, die durch sie erwachsen, sind nicht fröhlich. Ein Gewitter braut sich zusammen, die Straßen leeren sich. Genau so auch ein weiteres Glas Wein, welches einen trockenen und bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Das wabernde Mellotron schürt das Feuer der Sehnsucht, nur wonach? Gefühle und Gedanken verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind, verdrängt von der ansteigenden Bedrohlichkeit schwarzen Laute. "Black Earth". Wahrscheinlich würde diese CD in der Bar des Gemäldes "Nighthawks" (1942) von Edward Hopper den Soundtrack zur Einsamkeit darstellen. Man könnte auch Parallelen zu der Morbidität zerfallender urbaner Romantik ziehen, während die verzweifelten Todesschreie des Saxophons in "Skeletal Remains" verhallen...

Das neunte und letzte Stück der CD schlägt dann wieder einen Bogen zum ersten Titel und schafft so einen unentrinnbaren Kreislauf, in dem sich der Hörer gefangen wähnt. Nur der Hörer, und nur wähnt? Entscheidet selber, während die Glocken irgendeiner Kirche das Begräbnis irgendeines Menschen einläuten...und die Musik verstummt.

1 Midnight Black Earth 2 Crimson Ways 3 Maximum Black 4 Vigilante Crusade 5 Destroying Angels 6 Grave Wisdom 7 Constant Fear 8 Skeletal Remains 9 The Art of Coffins

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005