09.10.2005

Vertrau der Kröte!

Brothers Grimm
Brothers Grimm
Tschechische Republik, USA, 2005.
Regie: Terry Gilliam


Die Gebrüder Grimm sind weltweit wegen ihrer Sammlung volkstümlicher Märchen und Geschichten bekannt, durch die sie den wissenschaftlichen Zweig der Märchenkunde begründeten. Daneben waren die Brüder auch noch fähige Sprachwissenschaftler, so erstellten sie zum Beispiel eine zweibändige ‚deutsche Grammatik' (um 1826) und das ‚Deutsche Wörterbuch', welches es bis heute noch fortgeführt wird.
Verfilmungen einzelner Märchen gibt es viele, auch Hollywood nahm sich schon diverser Stoffe aus der Sammlung der Gebrüder Grimm an (unter anderem "Snow White", Cohn : 1997 oder auch Disneys "Snow White and the seven dwarfs", Hand: 1937). Nun drehte das ehemalige Mitglied der grandiosen, englischen Comedy-Truppe Monty Python, Terry Gilliam, seine persönliche Aufarbeitung des Brüderpaars. Gilliam ist als Regisseur keinesfalls ein unbeschriebenes Blatt, so entstammen doch Meisterwerke wie "Brazil" (1985), "Twelve Monkeys" (1995) und "Fear and Loathing in Las Vegas" (1998) seinem Genius.

Jake (Heath Ledger) und Will Grimm (Matt Damon) reisen durch die ländlichen Gegenden Deutschlands im 19. Jahrhundert, und verdienen sich ihren Unterhalt mit Betrügereien und Scharlatanerien. Sie nutzen den Aberglauben der agrikulturellen Bevölkerung aus und lassen sich für effektvoll inszenierte Vertreibungen von Geistern und Hexen reichlich entlohnen. Die französischen Besetzer Deutschlands beobachten allerdings schon seit längerem das Treiben der beiden Hochstapler, und nehmen sie dann auch in Gewahrsam. Die Gebrüder Grimm werden vor eine Entscheidung gestellt: Entweder droht ihnen eine Verurteilung zum Tode, oder sie nehmen einen neuen Auftrag an, der sich um zehn in einem verwunschenen Wald verschwundene Mädchen dreht. Doch hinter diesem Auftrag scheint dieses Mal keine Illusion zu stecken, sondern ein wahrhaftiger Fluch...

Terry Gilliam entführt den Zuschauer in eine bildgewaltige Welt, die der von Tim Burtons "Sleepy Hollow" (1999) nicht unähnlich ist. Kleine dreckige Dörfchen, umgeben von dichten unheimlichen Wäldern...eine imposante und atmosphärische Kulisse breitet sich auf der Leinwand aus. Und mittendrin sind Heath Ledger und Matt Damon als die beiden Brüder Grimm, die ein dynamisches und witziges Team abgeben. Denn neben der Phantastik ist in diesem Film der komödienhafte Aspekt stark ausgeprägt, der schon fast Züge eines klassischen Buddie-Movies annimmt. Jake und Will spielen sich gegenseitig Pointen zu, dass es eine wahre Pracht ist. Zur Rechtfertigung des Titels ist der Film von Zitaten aus der Märchensammlung der echten Gebrüder Grimm durchzogen, ob Rotkäppchen, Zauberbohnen oder Lebkuchenmännlein, "Brothers Grimm" bietet zumindest auf dieser Ebene einen hohen Wiedererkennungswert. Nur ändert dies nichts daran, dass die Charaktere Jake und Will Grimm im Endeffekt gegen ein beliebiges Abenteurerpaar austauschbar sind. Mir hätte der Film sogar ohne die beiden prominenten Brüder besser gefallen, denn "Brothers Grimm" ist ein üblicher Popcorn-Abenteuerfilm ohne größeren Tiefgang, bei dem die Namensgeber nur aufgesetzt und als Marketing-Element wirken.

Es gibt viel Action, kernige Sprüche und eine Menge guter Effekte, die dem Film einen hohen Unterhaltungswert und Spaßfaktor bescheren. Nur inhaltliche Offenbarungen gibt es nicht, daher sollte man keine detaillierten Charakterstudien der Protagonisten erwarten, oder gar historische Korrektheit. "Brothers Grimm" ist also ein unterhaltsamer und märchenhafter Abenteuerfilm, solide und spannend inszeniert, allerdings auch ohne Anspruch.

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005