03.10.2005

Ein Kunstfilm

Das Mädchen mit dem Perlenohrring
Girl with a pearl earring
Großbritannien / Luxemburg 2003.
Regie: Peter Webber


Peter Webber, der bisher nur in Fernsehproduktionen tätig war (so geht auch eine Folge von "Six feet under" auf sein Konto), entführt den Zuschauer in die Niederlande des 17. Jahrhunderts. Genauer gesagt, in die Zeit des niederländischen Malers Johann Vermeer, der mit seinen sensiblen Bildern über das natürliche und häusliche Leben als einer der großen Künstler seiner Zeit gilt.

Die Handlung des Films basiert auf der gleichnamigen literarischen Vorlage von Tracy Chevalier, die im Jahre 2000 veröffentlicht wurde. Diese ist natürlich fiktiv, denn wenig ist tatsächlich über das private Leben dieses Künstlers bekannt.

Die Handlung des Film beschreibt, wie ein Mädchen namens Griet (in meinen Augen zu konservativ dargestellt durch Scarlett Johansson) in diesem Haushalt des Künstlers ihre Arbeit als Magd aufnimmt und ungewollt, forciert durch Vermeers Mäzenen von Ruijven, die Vorlage des bekannten Bildes "Mädchen mit einem Perlenohrring" wird.

Dies wird eher zu einer soziologischen Abbildung des Lebens in Delft des 17. Jahrhunderts, mit verschiedenen Eben der zwischenmenschlichen Beziehung als Grundlage.
So entwickelt sich eine spannende Beziehung zwischen der Magd und dem Künstler selber, sehr zum Missfallen der Dame des Hauses, welche dann schlussendlich im Entstehungsprozess des im Titel genannten Bildes kulminiert.

Daher versucht der Film, mit Mitteln der Ausleuchtung und der Ausstattung die eloquente Magie der Bilder Vermeers einzufangen, was ihm aber in meinen Augen misslingt. Film kann Neues schaffen, aber ist kaum dazu geeignet, die einzigartigen und doch so einfachen, in Vermeers Bildern festgehaltenen, Momente darzustellen. Der Film kann sich meiner Meinung nach bereits Existentes zu Nutze machen, um es auszubauen, Realität zu verändern, wie es in Luis Bunuels "Der andalusische Hund" (Bunuel 1929)oder in den expressionistischen Filmen der Weimarer Zeit (zum Beispiel "Das Cabinet des Dr. Caligari" [Wiene 1920]) geschieht. Aber die Stimmung klassischer Gemälde filmisch nachzubilden erscheint mir unmöglich, welches nicht zuletzt auch an der subjektiven Rezeption eines jeden Kunstwerkes durch den Betrachter liegt.

So bleibt zuletzt nur ein sanfter, dahinplätschernder Film, der nicht mit vielen Dialogen oder großartigen Überraschungen in der Handlung überraschen kann. Aber gerade das zeichnet den Film aus, der so auch ein Stück weit die eigentliche Einfachheit des alltäglichen Lebens darzustellen vermag.

Vermeer selber wird leider nur charakterlich schwach dargestellt, er teilt aber somit das Schicksal vieler Protagonisten. Auch wird auch die oberste Hausmagd zu Beginn des Filmes oft in die Darstellung involviert, gerät aber leider im Verlauf des Filmes aus dem Fokus. Dieser Charakter ist nur stellvertretend für einige zu nennen, deren weitere Ausarbeitung dem Film weitaus mehr Tiefe hätten geben können. So wurden viele interessante Ideen des Buches leider verschenkt.

Dementsprechend ist auch nicht viel von der Kameraarbeit zu erwarten, denn mehr als zweckmäßig (von einigen Lichtblicken wie der Vogelperspektive auf Griet zu Beginn und kurz vor Schluss des Filmes) möchte ich die Präsentation nicht nennen.

Somit möchte ich abschließend sagen, dass der Film einiges an Potential verschenkt, welches ihn zum einem Highlight dieses Kino-Jahres hätte machen können.

 

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005