03.10.2005
Heaven can wait
Hostage
  Deutschland, USA, 2005.
  Regie: Florent Emilio Siri
  Schon die Eröffnungs-Credits dieses Films wissen in den Bann zu 
  schlagen, denn einen solch guten Vorspann gab es im Kino schon seit längerer 
  Zeit nicht mehr zu bewundern. Dem Zuschauer wird anschließend keine Pause 
  gegönnt, denn sofort nach einer gelungenen Kamerafahrt entfaltet sich die 
  Vorgeschichte, die Bruce Willis als Jeff Talley in der Position eines polizeilichen 
  Unterhändlers bei Geiselnahmen in Los Angeles zeigt. Leider geht seine 
  Strategie dieses Mal nicht auf, und die Situation eskaliert. Ein Zeitsprung 
  präsentiert Talley dann ein Jahr später in der Rolle eines Polizei-Chiefs 
  in einer beschaulichen Kleinstadt, und der Haupthandlungsfaden beginnt sich 
  zu entspinnen. Eine vertrackte Situation um zwei Geiselnahmen, von denen eine 
  auch die Familie des Chiefs involviert, mächtige Verbrechersyndikate und 
  einen durchgeknallten Psychopathen wird von nun ab den Film dominieren. 
  
  Bruce Willis gibt die von ihm schon mehrfach gesehene Rolle des Helden wider 
  Willen, die er erwartungsgemäß auch solide erfüllt. Sein Charakter 
  gerät im Film zwischen alle Fronten, und vermag diese geschickt gegeneinander 
  auszuspielen. Und darin liegt auch die große Stärke dieses Films: 
  viele interessant inszenierte und unerwartete Wendungen in der Handlung. 
  
  Der bis dato eher unbekannte Regisseur Florent Emilio Siri, bisher nur durch 
  seine Arbeit an zwei Filmen und am Videospiel "Splinter Cell", Teil 
  2 und 3 (2004 und 2005) für Aufsehen sorgte, vermag es zusammen mit seinem 
  Kameramann Giovanni Fiore Coltellacci, eine Menge guter Bilder und Einstellungen 
  einzufangen. 
  
  Über die christliche Symbolik beim ersten von den beiden Showdowns des 
  Films lässt sich zwar inhaltlich streiten, ästethisch jedoch ist es 
  sehr schön anzusehen, wie der mit Molotow-Cocktails bewehrte gefallene 
  Engel unter den Augen der Jungfrau zusammenbricht. 
  
  Einige wenige Längen sind im Film durchaus spürbar, aber Florent Siri 
  vermag es immer wieder aufs Neue, den Zuschauer durch geschickte Inszenierung 
  mitzureißen. Die großen Drahtzieher am Ende des Films werden leider 
  nicht herausgestellt, vielleicht wurden sich da Hintertüren für einen 
  zweiten Teil offengehalten? 
  
  Und ich muss zudem erwähnen, dass der Film recht brutal ist. Tödliche 
  Schusswunden aus nächster Nähe sind keine Seltenheit, Menschen verbrennen, 
  ein Hund und ein Kind sterben... Nichts für zart besaitete Gemüter 
  also. 
  
  So bleibt am Schluss eine Frage: warum hat das Haus, in dem der Großteil 
  des Films spielt, eigentlich Sicherheits- und Alarm-Technik en masse, aber anscheinend 
  nicht einmal eine Sprinkler-Anlage? 
Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005