03.10.2005

Der Schneider mit der Eisenfaust

Kung Fu Hustle
Gong Fu
China, Hongkong, 2004.
Regie: Stephen Chow


Mir persönlich fiel es recht schwer, mit Beginn des Films einen Zugang zu ihm zu entwickeln. Das mag daran liegen, dass ich nie ein großer Freund der so genannten Eastern-Filme (zum Beispiel "Sie nannten ihn Knochenbrecher" [Ping 1978]) war, und dementsprechend nicht richtig mit ihren Stilistiken vertraut bin. Auch gibt "Kung Fu Hustle" dem Betrachter von Anfang an auch keine Fixperson an die Hand, keinen Protagonisten, der direkt als Hauptdarsteller ausgemacht werden kann, keine wirkliche Identifikationsperson. Dementsprechend schwer fällt der Umgang mit diesem Film, der dem Zuschauer wenig Zeit zur Orientierung gibt, sondern unverzüglich in medias res eintaucht.

Was sich mir nach einer kurzen Eingewöhnungszeit dann eröffnete, war ein Film voller Extreme. Angefangen bei der stark fragmentarischen Handlung, die kaum mehr ist, als ein Rahmen für die Aneinanderreihung von Kampfszenen, bis hin zu den comichaft überzeichneten Charakteren, alles in diesem Film wirkt stark überspitzt. Aber gerade diese Extreme machen den Eastern sehenswert! Die slapstickartigen Komik-Einlagen überschreiten nicht nur einmal die Grenze des guten Geschmacks, genauso wie die skurrilen Dialoge der Protagonisten. Der Regisseur und Hauptdarsteller Stephen Chow hat einen Film geschaffen, der das Genre des Eastern zugleich persifliert und auf die Spitze treibt.

Die den Kern von "Kung Fu Hustle" bildenden Kampfsequenzen sind meisterhaft choreographiert, und zwar von keinem Geringeren als Yuen Wo Ping, der sich auch im westlichen Teil der Welt einen Namen machen konnte, unter anderem mit "Matrix" (Wachowski 1999) und "Tiger & Dragon" (Lee 2000). Zu dieser genialen Choreographie kommen noch brilliante digitale Effekte, die die sowieso schon übertriebenen Kämpfe noch eine Ebene der Unmöglichkeit höher heben. Die Kampftechniken, wie so oft mit prägnanten Namen versehen, wie zum Beispiel ‚die Krötensprung-Technik', ‚der Löwenschrei' oder ‚die Hand Buddhas', erfüllen hervorragend alle Klischees des Genres. Die Brutalität dieser Szenen wirkt trotz der cartoonhaften Übertreibung stellenweise arg heftig, so sind unter anderem mehr als einmal abgetrennte Gliedmaßen zu sehen. Um so mehr verwundert die offizielle deutsche Freigabe der FSK ab 12 Jahren.

Stephen Chow zitiert in diesem Film sowohl fernöstliche Klassiker der Martial-Arts Filme, als auch westliche Produktionen wie "Kill Bill Vol. 1 & 2" (Tarantino 2003, 2004), und das auf sehr humorige Weise. "Kung Fu Hustle" nimmt sich selber nicht ernst, und dementsprechend werden auch die Zitate gehandhabt. Der Film ist Unterhaltung pur, und präsentiert sich konsequent mit einem Augenzwinkern. Für Fans des Genres ist "Kung Fu Hustle" sowieso Pflicht, aber auch allen anderen, die auch nur die geringste Affinität zu komödienhaften Kung-Fu Filmen haben, kann ich dieses Werk empfehlen.

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005