03.10.2005

"Zu schwach. Einfach zu schwach."

Napola
Deutschland 2004.
Regie: Dennis Gansel.


"NaPolA" war damals das gebräuchliche Akronym für Nationalpolitische Bildungsanstalt. In solchen Gebäuden sollte die neue Elite für das zum Glück nicht tausend Jahre währende dritte Reich herangezogen werden.

Der Jugendliche Friedrich Weimar bekommt wegen seines Talents beim Boxen die Chance, eine solche Schule im Sommer 1942 zu besuchen. Dort beginnt er eine Freundschaft mit dem Sohn eines hochrangigen Nazi-Offiziers, Albrecht Stein (wie immer solide dargestellt von Tom Schilling). Diese Freundschaft wird die Leben beider Jungen grundlegend verändern...

Der Film deckt den Zeitrahmen bis zum Winter 1942 ab, in dem die beiden Freunde Blicke hinter den menschenverachtenden Militarismus des Nazitums gewinnen. "Napola" beginnt allerdings recht unkritisch, wenn nicht sogar verherrlichend. Die Ideologie der Faschisten wird zumeist unkommentiert dargestellt, ebenso die sozialdarwinistischen Hierarchien innnerhalb der Eliteschule. Erst langsam mischen sich kritische Töne in den Reigen des Films ein.

Friedrich nämlich verliert zunehmend seine Menschlichkeit, und nur der eher feingeistige Albrecht vermag ihm dies vor Augen zu führen. Die Situation spitzt sich nach einem nächtlichen Einsatz zu, und spätestens hier bekommt der Zuschauer die Widerlichkeit und Abartigkeit des braunen Gedankenguts präsentiert. Just an diesem Punkt nimmt der Film auch eine Wendung in Richtung "Der Club der toten Dichter" (Peter Weir, 1988), während eine eisige Todesszene nahezu 1:1 aus "Titanic" (James Cameron, 1997) entnommen scheint. Aber genau solche Elemente lassen den Film verdientermaßen aus dem Rang eines "Der Untergang" (Oliver Hirschbiegel, 2004) - Mitläufers heraustreten.

Entsprechend wendet sich "Napola" auch an einen anderen Rezipientenkreis: nämlich am ehesten an junge Menschen, denen das Setting im Schulmilieu noch zusätzliche Identifikationsmöglichkeiten erlaubt.

Stilistisch ist der Film recht einfach gehalten, manchmal wird eine (subjektive) Handkamera eingesetzt, und bei Action-Sequenzen (zum Beispiel bei den Boxkämpfen) wird viel mit Nahaufnahmen, schnellen Schwenks und teilweise sogar Kamera-Rissen gearbeitet. Dann und wann werden ein paar großformatige Landschaftsaufnahmen eingestreut, um die Enge der Schule aufzubrechen.

Auch wenn die Kritik an den Nazis und ihrer kranken Ideologie vor allem zu Beginn hätte stärker ausfallen können, weiß der Film doch zu gefallen. Er bietet solides Kino und gute Unterhaltung mit etwas Anspruch.

 

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005