23.10.2005

Eine endlose, aber effektgewaltige Reise

Sindbads 7. Reise / The seventh voyage of Sindbad
USA, 1958.
Regie: Nathan Juran


Die hier bekannten Märchen drehen sich in der Regel um ganz normale Leute (oft Kinder), die mit einem Tier oder mit einem bösartigem Menschen irgendwie konfrontiert werden, und am Ende muss dann eine weise Gestalt noch einen Merksatz mitgeben, um dem Leser die passende Moral zur Geschichte vor die Nase zu reiben.

Anders aber orientalische Märchen... Seefahrer bzw. Abenteurer oder auch einfach Schatzsucher begegnen allerhand Unwesen auf ihren spektakulären Reisen, bis sie an ihrem Ziel angelangt sind, Reichtümer im Werte ganzer Paläste, oder auch eine klassische Prinzessin, die zur Hand genommen werden darf.
Von Moral der Geschichte kann hier kaum die Rede sein, doch Unterhaltung schreibt man im Orient anscheinend groß.

Die Handlung ist oben im Wesentlichen beschrieben. Der Seefahrer Sindbad möchte die Tochter des Kalifen von Bagdad, Parisa, zur Frau haben, als die Hochzeit unmittelbar bevorsteht aber, wird diese vom bösen Zauberer Sokurah winzig klein gezaubert. Dem Zauberer nämlich wird ein Schiff verwehrt, um zur gefährlichen Insel Kolossa zu reisen, wo ein mysteriöser Gegenstand auf ihn wartet. Da Parisa nur auf Kolossa geheilt werden kann, ist Sindbad also gezwungen, gemeinsam mit Sokurah und einer Crew (Sträflinge) die Insel zu betreten.

Die Schauspieler machen ihre Sache allesamt gut. Als Held sticht natürlich Kerwin Mathews als Sindbad hervor, wobei Torin Thatcher als Sokurah ihm in nichts nachsteht.
Einzig Kathryn Grant als Prinzessin Parisa weiß nicht so recht zu überzeugen, liegt vermutlich an ihrer bescheurten Locke auf der Stirn...

Die Schauplätze sind allesamt wunderschön. Das alte Bagdad, das weite Meer und auch die Insel Kolossa wirken so authentisch, man fühlt sich fast in diesen orientalischen Bann hineingezogen. Dazu trägt sicherlich auch das Equipment bei, die Kleidung, die Schwerter, sogar das Schiff, alles wirkt so passend und verzaubernd, sowas habe ich neben den Sindbad Filmen nur bei "Cyborg" mit Van Damme zu sehen bekommen.

Die Effekte und damit vorwiegend die Ungeheuer in "Sindbads 7. Reise" sind tatsächlich genau das, was ich mir beim Hören des jeweiligen Namens vorstelle, man könnte auch meinen, die Wesen sind absolut gelungen (das können so manche neumodischen Effekte nicht von sich behaupten). Dafür aber wirken die Bewegungen nicht unbedingt dynamisch, das heißt nicht immer ganz flüssig, wie es mit heutigen Methoden möglich wäre. Im Hinblick auf das Erscheinungsdatum ist das Resultat aber sensationell, was mit den damaligen Methoden (Harryhausen selbst entwickelte das "Dynamation" Verfahren, was trickfilmähnlich funktioniert) erreicht wurde ist ganz stark.

Selbst übertroffen hat sich Harryhausen aber wohl mit Schwertkampf gegen ein Skelett. Das Skelett sieht nicht nur gut aus (steht den heutigen animierten Knochen wohl in nichts nach), sondern es kämpft auch spektakulär. Erreicht wurde dies, indem man den Sindbad Darsteller erst mit einem Choreographen kämpfen ließ und er darauf die gleichen Schritte alleine machen musste. Das Skelett wurde dann eingefügt. Gemeinsam mit dem Sound ist dies eine der besten Scenen im Film (und damit meine ich nicht nur diesen Film).

Überhaupt ist der Sound sehr gut gewählt. Die Musikstücke fügen sich wunderbar der bildlichen Atmosphäre und erstellen somit ein orientalisch herrliches Gesamtwerk.
Die Soundeffekte klingen ohrenbetäubend, sind aber treffender denje. Da machen die Zyklopen einen noch authentischeren Eindruck.
Leider aber muss ich sagen, ist der Sound nur monoton, wirkt dadurch ein wenig gedämpft, aber was erwartet man auch...

Insgesamt ist dieses Märchen aus 1001 Nacht nicht nur bildhübsch, sondern auch äußerst unterhaltsam. Ich bin mir sicher, wer sich mit der nicht ganz guten Bildqualität und dem monotonen Sound anfreunden kann, wird nicht nur für 85 Minuten in eine andere Welt eintauchen, sondern dieses Erlebnis vermutlich auch nicht so schnell wieder vergessen.
Ein unterhaltsames Orientmärchen für die ganze Familie.

Abschließend möchte ich auf die beiden Nachfolger hinweisen, "Sindbads gefährliche Abenteuer", sowie "Sindbad und das Auge des Tigers". Beide Filme sind ähnlich dem Diesen und absolut empfehlenswert.

 

Autor: Nils Block © http://www.weltdermedien.de 2005