03.10.2005

Sic vis pacem, para bellum

The Punisher
USA, 2004.
Regie: Jonathan Hensleigh



Frank Castle aka The Punisher betrat die Comicszene zum ersten Mal im Jahre 1973 in "The Amazing Spider-Man" Nummer 129 (Conway, Andru, Giacoia/Hunt). Anschließend folgten noch einige kurze Auftritte, bis der Punisher 1985 seinen eigenen fünfteiligen Vierteiler bekam (kein Fehler, die als four-shot angelegte Serie hatte fünf Ausgaben), "The circle of blood" (Grant, Duffy, Zeck et al.). Dieser stieß auf große Resonanz, und so folgte dann auch prompt das monatliche Heft "The Punisher".Dazu kamen noch weiter monatliche Serien wie "The Punisher: War journal", "The Punisher: War Zone", "Punisher 2099" und "Punisher". Damit hatte Marvel den Markt allerdings überschwemmt, die Geschichten wurden immer eintöniger, und daher wurde der Punisher Anfang der 90er Jahre eingestellt. 1989 jedoch erschien noch eine Verfilmung des Stoffs, Dolph Lundgren spielte Frank Castle unter der Regie von Mark Goldblatt. Dieser Film hatte leider recht wenig mit der Vorlage zu tun, und in Deutschland erschien dieser Film (wie kann es auch anders sein) auch noch stark gekürzt, was ihn dann relativ schnell in der Versenkung verschwinden ließ.

1998 dann erschien "The Punisher vol. 2" (Golden, Sniegoski, Wrightson, Palmiotti) und holte Castle nach einem Selbstmord im Off wieder aus dem Grab zurück. Der erfahrene Comic-Leser merkt sogleich: "Bernie Wrightson? Dann kann das ja nur ein Horror-Comic sein..." Dem war auch so, nicht umsonst ist Castle in dieser Inkarnation unter Fans als der "Zombisher" bekannt. Jedoch schien die Zeit reif zu sein, und so bekam der Punisher, nach Rücknahme des Untoten-Status, eine neue Serie unter Federführung des Nord-Iren Garth Ennis: "Welcome back, Frank" (Ennis, Dillon, Palmiotti). Auf dieser Serie basiert nun auch größtenteils der neue Kinofilm. Die Ernsthaftigkeit und die Zerrissenheit von Frank Castles Charakter sind nun einer Überspitztheit und Skurrilität gewichen, die die Fans in zwei Lager spaltet; Entweder liebt oder hasst man die Geschichten von Ennis.

Der Freund dieser Comics darf sich allerdings auf ein Wiedersehen mit der schüchternen Joan (Rebecca Romijn-Stamos), dem dicken Mr. Bumpo (John Pinette) und dem Spacker Dave (Ben Foster) freuen; Auch der Russe (glänzend besetzt: Kevin Nash) hat einen kochend heißen Auftritt!

Tom Jane verkörpert den Punisher mit wesentlich mehr Charakter und Detail als dies Dolph Lundgren 1989 tat, dies verleiht ihm weitaus mehr Glaubwürdigkeit als in der eher oberflächlichen Goldblatt-Verfilmung.

Insgesamt ist der Film eher ein klassischer Anfang-der-90er-Jahre-Action-Streifen: schnörkellos, kaum CGI, aber viele SFX. Der Film beginnt langsam, Castle und seine Familie werden etwas übertrieben liebevoll eingeführt (Roy Scheider als Franks Vater), und dann eiskalt niedergemetzelt. Alle? Natürlich nicht, Castle überlebt als einziger, nur noch mit dem Streben nach Rache erfüllt.
So ist das einzige Ziel Castles, seinen Gegenspieler Howard Saint (eher zurückhaltend verkörpert von John Travolta) nicht nur zu töten, sondern vielmehr zu vernichten. Hierbei geht Castle stellenweise sogar subtil vor, aber zuviel verraten möchte ich hier auch nicht...

Es gibt viele Schießereien (endlich mal wieder ohne Bullet-Time), Verfolgungsjagden und Schlägereien unter Einsatz der verschiedensten Waffen...alles, was das Herz eines Action-Fans höher schlagen lässt!

Wie eigentlich alle Comic-Verfilmungen zeigen, ist es wohl unmöglich Inhalte innerhalb der populären Kultur von einem Medium zum anderen zu transportieren. So gibt es natürlich auch hier wieder Punkte, über die sich der Punisher-Fanboy (natürlich auch das Fangirl) aufregen kann, aber alles in allem wurde der Punisher meiner Meinung nach doch weitestgehend unbeschadet aus den Comics auf Zelluloid gebannt. Nicht zuletzt stammt das Zitat "sic vis pacem, para bellum" aus der legendären "Year One" Reihe (Abnett/Lanning, Eaglesham et al.)!
Auch lassen sich viele Anspielungen auf andere Genres finden, so zum Beispiel der Western (man beachte die Musik bei den Duellen...nicht gerade Morricone, aber immerhin!).

Die Skurrilität von Ennis Storylines lässt sich ebenfalls des öfteren wiederfinden (Verdis "La donna e mobile" beim Kampf gegen den Russen ist schon für den ein oder anderen Lacher gut), was den Film insgesamt etwas auflockert.

Nur sollte man sich doch nach Möglichkeit die englische OF ansehen, denn bei der Einstufung des Films gab es Probleme von seitens der FSK, denn: "Der Prüfungsausschuss versagte dem Film das Zertifikat "Keine Jugendfreigabe" wegen exzessiver Gewaltdarstellung und rechtsstaatlich bedenklicher Tendenzen bei menschenverachtender Grundhaltung." (Quelle: www.ofdb.de)
So muss der deutschsprachige Kinogänger leider auf etwa 2 Minuten des Films verzichten, die zudem noch sehr plump herausgeschnitten wurden.

Trotz allem: Mir hat der Film gefallen!


Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005