03.10.2005

Der ewige K(r)ampf

Wächter der Nacht
Nochnoi Dozor

Russland 2004.
Regie: Timur Bekmambetov

Große Filme aus Russland sind in unseren Kinos als eine Seltenheit anzusehen. Umso mehr war ich gespannt, ob der in seinem Ursprungsland überaus erfolgreiche "Wächter der Nacht" in der Lage sein könnte, auch hierzulande neuartige Stilistiken eines modernen, russischen Kinos zu etablieren.
"Wächter der Nacht" basiert auf einer dreiteiligen, literarischen Vorlage des erfolgreichen Schriftstellers Sergej Lukjanenko. Die zwischen Fantasy und Horror angesiedelte Saga ist in Russland ein wahrer Verkaufsschlager und die drei Bände werden dort bereits als Kultbücher gehandelt. Jedes Buch soll nun in einem eigenen Film dargestellt werden, und somit bildet "Wächter der Nacht" nun den Auftakt zu einer cineastischen Trilogie, deren zweiter Teil parallel zum deutschen Kinostart des ersten Teils in Russland anläuft.
Als Regisseur wurde Timur Bekmambetov verpflichtet, der sich sein Geld neben zurecht untergegangenen Filmen wie zum Beispiel "The Arena" (2001) bisher hauptsächlich als Werbefilmer verdiente.

Die Handlung beschreibt den seit Urzeiten andauernden Kampf zwischen dem Licht und der Dunkelheit, zwischen Gut und Böse, dessen ultimative Auflösung im Russland der Gegenwart stattfinden soll. Passend dazu gibt es eine Prophezeiung, die von einem allmächtigen Streiter zu berichten weiß, der durch seine Entscheidung für die gute oder die böse Seite der jeweiligen Partei den Sieg bescheren soll. Schon dieser kurze Abriss des Inhalts zeigt deutlich die Filme, die hier wohl als Pate zur Seite standen: "Star Wars" (Lucas 1977-2005), "Matrix" (Wachowski 1999) und die Comicverfilmung "Constantine" (Lawrence 2005) lassen grüßen. Manchmal ist gut geklaut jedoch schon halb gewonnen, es hängt nur immer davon ab, ob der neu entstehende Film auch in der Lage ist, einer gelungenen Mischung seinen eigenen Charakter hinzuzufügen. Und genau dies gelingt "Wächter der Nacht" leider nicht.

Der Film gibt sich in sich nicht konsistent, eine plötzlich aufkommende, mehrfach unpassende Häufung von Special-Effekten wird oftmals von langsam inszenierter Handlung unterbrochen und kann keine richtige Einheit bilden, so dass häufig das Bild eines Flickenteppichs nahe liegt. Diese Schwachstellen könnten jedoch noch durch eine gewisse Tiefe in der Handlung ausgeglichen werden, die man hier allerdings leider vergeblich sucht. Das Geschehen wirkt bestenfalls nur oberflächlich und kann nicht von der eher durchschnittlichen Leistung der Darsteller getragen werden. Zudem scheint der Kameramann dieses Films seine Vorliebe für die Zeitraffer-Funktion entdeckt zu haben, die hier exzessiv genutzt wird und nach ein paar Mal einfach nur noch störend wirkt. Löcher im Plot und logische Fehler können auf diese Weise nicht überdeckt werden.

Den Todesstoß bekommt "Wächter der Nacht" dann endgültig durch die vielen, redundanten Flashbacks, die dem Zuschauer abverlangen, manche Szenen bis zu dreimal ansehen zu müssen. Diese Tatsache weist deutlich auf eine mangelhafte narrative Struktur hin, die es offensichtlich notwendig machte, den Film künstlich zu verlängern. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen.

Allzudeutlich lassen sich auch die Wurzeln Bekmambetov als Werbefilmer erkennen, denn das aufdringliche Product-Placement ist in diesem Film nicht mehr nur kaum zu übersehen, sondern schon als eine Unverschämtheit zu betiteln. Wohin man sieht wird das Auge des Zuschauers mit den Logos allbekannter Firmen wie Nokia oder Nescafé penetriert.

Alles in allem ist "Wächter der Nacht" leider nur ein B-Movie ohne Charme, der keine rechte Lust auf die beiden nachfolgenden Teile machen kann. Schade!

Autor: © http://www.weltdermedien.de 2005